The disappearance of emptiness- zwischen fast nichts und unberührt viel
10.05.2025 – 29.06.2025
Monika Brandmeier, Pierre Descamps, Cécile Dupaquier, Anne Gathmann, Bastian Gebauer, Stephanie Kloss, Antonia Low, Florian Neufeldt, Lawrence Power, Katja Strunz, Johannes Wald, Tilman Wendland, Sinta Werner
Eine Ausstellung in mehreren Akten, eingeladen von Harald F. Theiss
Über die Ästhetik der Leere und ihre unterschiedlichen Bedeutungen und Wahrnehmungen ist viel geschrieben worden, vor allem im Zusammenhang mit städtischen Leerräumen und moderner Architektur. Wann bleibt ein Raum leer? Wie wird Leere wahrgenommen und interpretiert? Welche Formen von Leere gibt es? Was sind die ästhetischen Qualitäten der Leere? Ist die Leere eine Metapher für das Nichts? An sich ist die Leere undefinierbar und der Grund aller Dinge.
Die ortsspezifische Ausstellung „Das Verschwinden der Leere, zwischen fast nichts und unberührt viel“ ist der Versuch, an einem historischen Ort in Berlin Mitte und seiner unruhig gebliebenen städtebaulichen Situation über das Verschwinden der Leere, ihre Bedeutungen und Wahrnehmungen und den damit verbundenen gesellschaftlichen Wandel zu reflektieren oder wie Ernst Bloch schrieb: "Noch-Nicht" Realität(en) zum Vorschein zu bringen. Die Ausstellung wagt - wie einst Yves Klein - den Sprung ins Leere und versucht, Formen auch in der Konzeption von Ausstellungsformaten neu zu verhandeln und ist der Versuch, künstlerische Partizipation im Ausstellungsbetrieb in ihren unterschiedlichen Formaten und Strategien neu zu denken. Das ortsspezifische Projekt reflektiert über das Verschwinden der Leere, ihre Bedeutung und Wahrnehmung und den damit verbundenen gesellschaftlichen und städtebaulichen Veränderungen.
In mehreren Akten finden die Künstlerinnen und Künstler in den Fragmenten der Leere einen Raum dazwischen – einen Ort des Imaginären, wie es Gaston Bachelard in seiner Poetik des Raumes formuliert. Die wechselnde Ausstellungssituation zwischen Aufstellen, Hinstellen und wieder Wegstellen bleibt Teil des Findungsprozesses. So bleibt die Ausstellung während der gesamten Laufzeit in Bewegung - nach innen und nach außen. Künstlerische Prozesse werden nicht zu Relikten einer vergangenen Aktion. Die sich verändernden Raumbilder bieten so die Möglichkeit für mehrmalige Besuche.
Im kollektiven Gedächtnis verankert sind die Freiräume, die Berlin vor allem nach dem Fall der Mauer geprägt haben. Heute steht in unmittelbarer Nähe des Geschehens im fertiggestellten Neubau des Humboldt Forums eine Stahltür mit historischer Vergangenheit. Als Zeitzeuge erinnert sie an die Goldenen Zwanziger ebenso wie an Krieg, Teilung der Stadt und die subkulturelle Nutzung plötzlich zugänglicher Orte. Zuletzt war es die Tür zum Tresor, dem einst weltberühmten Berliner Technoclub. Um Freiräume geht es auch in der Ausstellung in „Die Möglichkeit einer Insel“. Der Projektraum verdankt seinen Namen dem gleichnamigen Roman von Houellebecq und seinem realen Standort in der Inselstraße in Berlin Mitte. In einem entkernten Plattenbau, einem der letzten in der DDR errichteten Gebäude, finden kuratierte Projekte statt. Dieser besondere Ort im Zentrum und ältesten Teil Berlins bietet mit der Ausstellung die Möglichkeit, mit Raum, Architektur und Urbanität zu experimentieren und heute über eine fragwürdig gebliebene Aura des Verschwindens der Leere mit folgenden Künstler:innen nachzudenken:
Monika Brandmeier folgt der Idee eines poetischen Raumes und verändert mit einer formal ungewohnten Ästhetik nicht nur die Sehgewohnheiten, sondern schafft so einen Zugang zu einer anderen Wirklichkeit. Es sind eher Gesten und weniger Eingriffe, mit denen Pierre Descamps und Cécile Dupaquier über Materialien aus dem Baumarkt reagieren und ihnen eine neue Bestimmung geben. Bastian Gebauer, Katja Strunz und Joannes Wald interessieren sich für die dem Raum innewohnenden geistigen und emotionalen Eigenschaften, während Lawrence Power aus abstrakt wirkenden Flächen materielle Räume entfaltet und Anne Gathmann und Florian Neufeldt mit ihren skulptural reduzierten Setzungen Raumwahrnehmungen aktivieren und neu konfigurieren. Antonia Low und Tilman Wendland machen mit skulpturalen und ortsspezifischen Handlungen den Raum selbst zum Gegenstand ihrer Kunst, der so zum Echo visueller Formen und Wahrnehmungen wird. Im Spannungsfeld zwischen Sein und Schein verschiebt Sinta Werner mit Raumspiegelungen und fragmentarischen Architekturcollagen bestehende räumliche Bezugspunkte. Stephanie Kloss lässt in ihren essayistischen Fotografien politisch aufgeladener Orte Leerstellen entstehen, die imaginäre Szenarien und zugleich visionäre Modelle gesellschaftlicher Transformation evozieren.
Ausstellungskonzept Harald F. Theiss