Käthe Kruse mit Edda Kruse Rosset
Performance und Record Release am 6.9. um 19.00h
Krieg
Für die Performance Krieg lese ich von einer Endlosrolle Papier ab, auf der sämtliche Kriege seit unserer Zeitrechnung aufgelistet sind. Woher kommt die Idee zu dieser „Kriegsliste“? Wie entwickele ich meine Performances?
Für eine genau 30 Minuten lange Performance war ich 2014 im Kunst-Werke e.V. – Institute for Contemporary Art in Berlin von General Public eingeladen. Da ich immer gerne etwas Neues entwickle, besonders wenn ich in Berlin auftrete, fange ich an, ständig darüber nachzudenken, bis in den Schlaf hinein und oft wache ich nachts auf und habe eine Idee der ich nachgehen kann. In diesem Fall hatte ich diese zeitliche Begrenzung, was für eine Performance lässt sich in dieser kurzen Zeitspanne überhaupt machen? Ein Thema war nicht vorgegeben. Das kann sehr hilfreich, dann nähere ich mich über das Thema an, informiere mich, lese viel, verwerfe wieder, suche weiter und finde schließlich das für mich Richtige.
Wenn ich eine Performance mache, möchte ich, dass das Publikum ganz bei mir ist, sich angesprochen fühlt, zuhört, zuschaut, lacht oder durch meine Arbeit zum Nachdenken angeregt wird. Das heißt, ich muss mich wirklich ganz öffnen, ganz ehrlich und ganz überzeugend sein. Und dafür muss der Inhalt stimmig und echt sein. Die Texte müssen gut sein, der Vortrag muss richtig gesetzt sein und ein Ganzes ergeben. Es muss emotional sein, ohne dass ich Emotionen zeige. Perfektion darf nicht erwartet werden, denn ich bin ja eine „Geniale Dilletantin“ aus den 80iger Jahren in Berlin.
Ich lasse mich meistens von dem leiten, was in der Welt geschieht. Neu geplante Abtreibungsverbote in Irland und Polen (in Europa!) haben mich zu einer Performance über Abtreibung angeregt. Zu der „Kriegsperformance“ bin ich gekommen, weil ich die vielen Krisenherde auf unserer Erde sehr beängstigend finde, deshalb wollte ich eine Arbeit über den Frieden machen und habe beim Recherchieren nur Kriege gefunden und festgestellt, dass eine 77-jährige Friedenszeit, die wir hier in Westeuropa bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine 2022, hatten, etwas ganz Außergewöhnliches ist. Es gab immer nur Krieg, zu jeder Zeit und überall auf der Welt. Ich habe begonnen, die Liste die Kriege bei Wikipedia zu lesen. Vollkommen unmöglich, sie in einer halben Stunde zu schaffen. So habe ich nach vielen Versuchen mit der Eieruhr beschlossen, im Jahre Null zu beginnen. Meine Tochter Klara Kruse Rosset stellt einen Wecker und liest ihre Gedanken zu dieser Performance und meine Tochter Edda Kruse Rosset trommelt unentwegt während ich die Kriege lese und dabei immer schneller werden muss! Es ist fast unmöglich in 30 Minuten, bis der Wecker klingelt, durchzukommen!
Um alle Kriege dieser Welt zu lesen, brauche ich über eine Stunde!
Käthe Kruse